Der rote London-Bus auf dem Platz am Kuhhirten in Bochum erregte gestern viel Aufsehen und zog zahlreiche Interessierte an: Er ist derzeit auf Deutschlandtour im Rahmen der bundesweiten Aufklärungskampagne „Herzzenssache Schlaganfall“. Am Infobus informierten Experten der drei Bochumer Universitätskliniken Bergmannsheil, St. Josef Hospital und Knappschaftskrankenhaus von 10 bis 16 Uhr die Bochumer über typische Anzeichen eines Schlaganfalls und über die Maßnahmen, die im Akutfall einzuleiten sind. Denn eine schnelle, qualifizierte Versorgung rettet Leben und begrenzt körperliche Folgeschäden. Typische Symptome eines Schlaganfalls sind Gesichtslähmungen bzw. ein hängender Mundwinkel, Lähmungserscheinungen in den Armen oder plötzlich auftretende Sprachstörungen. Eine hilfreiche Gedankenstütze ist die Abkürzung FAST (englisches Wort für schnell): Wenn im Gesicht (Face), an den Armen (Arms) oder beim Sprechen (Speech) die genannten Lähmungen oder Störungen auftreten, läuft die Zeit (Time). Wichtigster Tipp der Spezialisten ist dann: Nicht zögern und sofort den Rettungsdienst unter der Nummer 112 alarmieren! Risikofaktoren erkennen – Schlaganfall vorbeugen Die Besucher konnten lernen, dass die Schlaganfallzahlen im Ruhrgebiet höher liegen als im bundesweiten Durchschnitt. Dafür aber ist die Versorgungssituation in Bochum und der Region hervorragend, nicht zuletzt dank der engen Zusammenarbeit der neurologischen Kliniken untereinander und der vielen Schlaganfall-Spezialstationen (sogenannte Stroke Units), wie die Experten einmütig berichteten. Darüber hinaus boten sie viele weitere nützliche Informationen beispielsweise zu Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schlaganfalls und Möglichkeiten der Vorsorge an. Daneben gab es kostenlose Blutdruckmessungen, denn der Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schlaganfalls. Außerdem standen Fahrzeuge des Rettungsdienstes der Stadt Bochum zur Besichtigung bereit. Der rote Schlaganfall-Infobus wurde von der Firma Boehringer Ingelheim als Praxisraum zur Verfügung gestellt, Kooperationspartner der Aufklärungstour sind die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (SDSH) sowie die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft (DSG). Um möglichst viele Menschen direkt zu erreichen, tourt der Schlaganfall-Infobus auch dieses Jahr wieder durch ganz Deutschland. Hintergrundinformationen zum Thema Schlaganfall Ein Schlaganfall kann jeden treffen, ohne Vorwarnung und jederzeit. Viele Menschen unterschätzen immer noch die Gefahr: Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Mit der gezielten Aufklärungstour sollen möglichst viele Menschen über die Risikofaktoren für einen Schlaganfall, wie z. B. den erhöhten Blutdruck oder die Volkserkrankung Vorhofflimmern sowie die oft dramatischen Folgen informiert werden. Ziel ist es, die Bürger zu aktivieren im Notfall sofort zu handeln und den Notruf 112 zu wählen. Jedes Jahr erleiden etwa 250.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Etwa 20 bis 25 Prozent der Patienten versterben und ein Drittel der überlebenden Patienten bleibt permanent auf fremde Hilfe angewiesen. Die Vorbeugung des Schlaganfalls spielt daher die entscheidende Rolle. Ähnlich wie beim akuten Herzinfarkt sind die Risikofaktoren für den Schlaganfall bestens bekannt: Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung, übermäßiger Alkoholgenuss und falsche Ernährung. Ein häufiger Risikofaktor ist auch die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern: Betroffene haben ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko, oftmals ohne davon zu wissen. Die Schlaganfall-Prävention hat Vorrang Ist ein Schlaganfall erst einmal eingetreten, so bedingen die Folgen oft lebenslang andauernde Einschränkungen der Betroffenen. Deshalb gilt der Prävention ein besonderes Augenmerk. Bei Menschen mit Bluthochdruck lässt sich das Schlaganfallrisiko beispielsweise durch eine medikamentöse Behandlung der erhöhten Werte um bis zu 40 Prozent senken. Regelmäßige Bewegung vermindert das Schlaganfallrisiko um 30 Prozent. Bei der Ernährung spielt der Salzkonsum eine wichtige Rolle. Zusätzliches Salzen des Essens erhöht den Blutdruck und führt so zu einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle. Eine salzarme Kost, die darüber hinaus noch möglichst fettarm sein sollte, kann das Schlaganfallrisiko um 20 Prozent senken. Schlaganfall-Behandlung heute und morgen Den Kern der akuten Versorgung von Schlaganfallpatienten bilden nach wie vor die sogenannten „Stroke-Units“. In diesen fast ausschließlich von Neurologischen Kliniken betriebenen Spezialstationen erfolgt umgehend die diagnostische Zuordnung (Durchblutungsstörung oder Hirnblutung) und eine Überwachung der wichtigsten Körperfunktionen wie Herzrhythmus, Blutdruck, Körpertemperatur, Blutzuckerspiegel und Flüssigkeitshaushalt. Deutschlandweit existieren mittlerweile mehr als 240 solcher Spezial-Einrichtungen, drei alleine auf dem Bochumer Stadtgebiet. Bei einem Teil der Schlaganfallpatienten besteht die Möglichkeit, das ursächliche Blutgerinnsel aus dem Gehirn zu entfernen. Neben dem Standardverfahren, der intravenös verabreichten medikamentösen Thrombolyse innerhalb der ersten 4,5 Stunden nach Symptombeginn, beginnt sich in jüngster Vergangenheit eine weitere Therapieoption zu etablieren: die Mechanische Thrombektomie. Interventionell tätige Neuroradiologen versuchen dabei mit einem speziellen Katheter das Blutgerinnsel mechanisch aus dem Gehirn zu entfernen. Voraussetzung ist jedoch zunächst der Nachweis eines frischen Gefäßverschlusses in einer der großen hirnversorgenden Arterien. Insgesamt kommt diese Methode zwar nur bei etwa 4 bis 5% aller Schlaganfallpatienten in Frage, ist dann aber für diese Klientel oftmals die einzige sinnvolle Behandlungsform. Dies haben neue Studien aus diesem Jahr eindrucksvoll belegt. Mit zwei Interventionszentren für das genannte Verfahren nimmt Bochum im Ruhrgebiet eine Vorreiterstellung ein und ist damit ein wesentlicher Pfeiler der regionalen Versorgungsstruktur „Neuro-vaskulären Netzwerk Ruhr“. Bei Verdacht auf einen akuten Schlaganfall ist es von vordringlicher Bedeutung für die Patienten, über den Notruf 112 so rasch wie möglich den Rettungsdienst zu verständigen. So kann ohne Verzögerung die Zuweisung zu einer der Spezialstationen zur Behandlung von Schlaganfällen erfolgen. Informationen zur Versorgungssituation im Ruhrgebiet finden Sie auf der Homepage www.ruhrgebiet-gegen-den-schlaganfall.de, Informationen rund um die Aufklärungstour unter www.vorhofflimmern.de und Informationen zum Verbund der Uni-Klinika unter www.uk-rub.de. Ansprechpartner und Pressekontakte: St. Josef-Hospital Bochum - Universitätsklinikum Prof. Dr. Ralf Gold, Direktor der Klinik für Neurologie Prof. Dr. Odo Köster, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin PD Dr. Christos Krogias, Leiter der Stroke Unit Telefon: 0234 509-2410 Dr. Jürgen Frech, Bereichsleitung Unternehmenskommunikation Telefon: 0234 509-6104 Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum Prof. Dr. Uwe Schlegel, Direktor der Neurologischen Klinik Prof. Dr. Werner Weber, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin Prof. Dr. Jens Eyding, Leiter der Stroke Unit Bianca Braunschweig, Pressesprecherin Telefon: 0234 299-84033 Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum Prof. Dr. Martin Tegenthoff, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik Dr. Martin Kitzrow, Leiter der Stroke Unit Telefon: 0234 302-3231 Robin Jopp, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Marketing Telefon: 0234 302-6125 PD Dr. Christoph Hanefeld, Direktor der Medizinischen Klinik am St. Elisabeth-Hospital und Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Stadt Bochum Telefon: 0234 509-8251 Dr. Dirk Hagebölling, Rettungsdienst/Feuerwehr Stadt Bochum Telefon: 0234 9254-501