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02.01.2024

Auch diese Herzklappe kann jetzt mit dem Katheter ersetzt werden

Die drei Kardiologen führten den Eingriff gemeinsam im Herzkatheterlabor des HDZ NRW durch. Sie platzierten zunächst sehr präzise das neue Trikuspidalklappenersatzsystem (Evoque/Edwards Lifesciences) mit dem Katheter. Das System, das sich im Herzen entfaltet, besteht aus einem Nitinol-Rahmen. Die Klappensegel sind aus Rinderperikardgewebe (Fotos: HDZ NRW, Edwards Lifesciences).

Maßgeschneiderte Therapie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen: Kardiologen setzen ein weltweit erstmals zertifiziertes kathetergeführtes Trikuspidalklappen-Ersatzsystem ein.

Muss die Trikuspidalklappe ersetzt werden, so war dies bisher nur auf chirurgischem Weg möglich. Bei zu hohem Operationsrisiko können Herzspezialisten jetzt auch ein erstmals zugelassenes Katheter-Klappenersatzsystem einsetzen. Prof. Dr. Volker Rudolph und sein Team der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie bieten einen solchen kathetergestützten Ersatz der Trikuspidalklappe im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, an. Die Klappe steht damit ab sofort außerhalb von Studien am HDZ NRW für die Routineversorgung zur Verfügung.

„Insbesondere bei sehr starken Beeinträchtigungen der Herzklappenfunktion stellt das neue Ersatzsystem eine Erweiterung der Therapiemöglichkeiten für eine schonende Wiederherstellung der Trikuspidalklappe dar“, erläutert Professor Rudolph. „Wir hoffen, zukünftig mehr Patienten mit einem solchen maßgeschneiderten kathetergestützten Verfahren helfen zu können. Da aber noch Langzeitergebnisse zu der neuen Klappe fehlen, wird sie derzeit nur bei Patienten eingesetzt, bei denen ein chirurgischer Eingriff nicht möglich ist.“

Einen erfolgreichen Eingriff des Transkatheter-Klappenersatzes führten Professor Rudolph, Oberarzt Dr. Kai Peter Friedrichs und die Kardiologin Maria Ivannikova gemeinsam im Herzkatheterlabor bei einem 82-jährigen Patienten durch, dessen undicht gewordene Trikuspidalklappe ersetzt werden musste. Dabei führten sie unter Röntgenkontrolle die aus Rinderperikardgewebe bestehende Klappe über einen Leistenzugang mit dem Herzkatheter bis zum Herzen vor, wo sie sich dank eines selbstexpandierenden Nitinol-Rahmens exakt entfaltete. Der Patient hat den Eingriff gut überstanden.

Die dreizipfelige Trikuspidalklappe ist das Einlassventil zur rechten Herzkammer, von der das sauerstoffarme Blut in die Lunge gepumpt wird. Sie verhindert, dass Blut während des Pumpvorgangs zurück in die rechte Vorkammer fließt. Ist die Klappe undicht (insuffizient), leiden Betroffene unter Atemnot, Rhythmusstörungen, Entkräftung, Trinkschwäche und Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle oder in den Beinen. Typisch ist auch eine bläuliche Verfärbung der Haut.

„Eine Trikuspidalklappenerkrankung ist selten angeboren. Sie kann durch Verschleiß, Infektionen oder meist ohne Veränderungen der Klappe selbst in Folge anderer Erkrankungen des Herzens oder der Lunge entstehen“, sagt Professor Rudolph. „Das ist in aller Regel durch ein charakteristisches Herzgeräusch durch ein Stethoskop zu hören.“ Mittels einer Herzultraschalluntersuchung (Echokardiografie) und EKG wird der Schweregrad der Erkrankung festgestellt.

Welche Patienten profitieren von einem kathetergeführten Trikuspidalklappenersatz? „Die bisherigen Studien belegen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bei Betroffenen, die aufgrund des Schweregrades ihrer Erkrankung bisher nicht adäquat behandelt werden konnten“, sagt Professor Rudolph. „Innovationen wie diese sind daher ganz wichtig, weil sie den Betroffenen nicht nur einen langen Leidensdruck nehmen, sondern wesentlich dazu beitragen, die Versorgungsqualität insgesamt durch immer bessere individuelle Therapieangebote, je nach Komplexität, Alter, Schweregrad und Begleiterkrankungen unserer Patientinnen und Patienten, stetig zu verbessern.“

Video-Link: https://youtu.be/jgs8Q47q1T8
Prof. Rudolph berichtet über Eingriffe an der Trikuspidalklappe und erläutert, für welche Patientinnen und Patienten das neue kathetergeführte Klappenersatzsystem geeignet ist.

Hintergrundinformation:
Für die Herzmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, war 2023 das Jahr besonderer Premieren und Innovationen. Erst Ende Oktober wurde hier erstmals in Europa eine neue biologische Mitralklappenprothese implantiert, die längere Haltbarkeit verspricht. Zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen setzten die Herzspezialisten erstmals einen Einkammer-Defibrillator mit Elektrode außerhalb des Herzens ein. Ebenso innovativ ist eine neue, erstmals in diesem Jahr am HDZ eingesetzte und besonders langlebige Generation von Kapselschrittmachern ohne Kabel. Und auch die Allerkleinsten profitieren von der High Tech-Herzmedizin, wie ein höchst seltener Herzkathetereingriff bei einem Frühgeborenen im Kinderherzzentrum im April dieses Jahres zeigte.



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